Bei kleinanzeigen.de hatte ich mir einen Suchauftrag für den Yaesu FT-736R eingerichtet. Im Juli 2024 dann der Alarm: In Soltau wurde ein Gerät mit unbekanntem Zustand aus einem Nachlass für 200€ angeboten. Auf den Bildern konnte ich erkennen, dass sogar das 23cm-Modul verbaut war. Ich schlug zu. Aber würde das Gerät auch funktionieren?
Kauf aus sentimentalen Gründen – und weil das Gerät eine Legende ist
Als ich selber begann, mich mit dem Thema Amateurfunk genauer auseinanderzusetzen und meine Lizenz zu machen, stolperte ich im Internet bei der Suche nach ehemaligem Equipment meiner Eltern über den FT-736R. Zwar konnte ich dieses Gerät auf keinem alten Bild des Shacks meiner Eltern finden, aber irgendwie kam mir dieses Gerät bekannt vor. Ich weiß bis heute nicht woher. Gut möglich, dass er früher bei Dieter (DL7XPY/SK) im Laden stand oder in der alten Clubstation von DF0ZM in Minden. Ich wollte dieses Schätzchen unbedingt in meinem Shack.
Das Gerät ist modular aufgebaut und wurde in der Standardversion immer mit dem 2 m Band und dem 70 cm Band Modul ausgeliefert.
Es gibt Module zur Nachrüstung für das 23 m Band, das 6 m Band und für 220MHz. Außerdem können verschiedene optionale Module im Gerät verbaut werden, um das Gerät beispielsweise mit CTCSS-Tönen, einem Keyer oder einem CW-Schmalbandfilter auszustatten.
Mit 25W Sendeleistung ist das Gerät ideal ausgestattet für die OV Runde. In der Basisvariante erlaubt ein 1750Hz Burst das Öffnen der meisten Repeater.
Sehr spannend ist die Tatsache, dass das Gerät zwei separate Module für 2m und 70cm beinhaltet, die vollständig unabhängig voneinander arbeiten. Das ermöglicht Empfang auf dem einen Band, während auf dem anderen gesendet wird – eine Eigenschaft, die das Gerät besonders für den Betrieb mit Amateurfunksatelliten auszeichnet um den Dopplereffekt kompensieren zu können und Duplex-Betrieb durchzuführen. Trotz seiner 35 Jahre ein legendäres Stück Technik – so wie ich selbst. 🙂
Die genauen Spezifikationen des Gerätes befinden sich hier: https://www.rigpix.com/yaesu/ft736r.htm
Das hochwertige Yaesu MD-1 konnte ich für 80 Euro zusätzlich erwerben. Die oben angebrachte Mikrofon-Klemme war zweifach gebrochen, konnte aber mit Sekundenkleber tatsächlich so gut verklebt werden, dass man das Mikrofon nun unter Druck wieder in den Halter einführen kann.
Funktioniert alles? Was ist verbaut?
Einige Tasten an der Frontseite hatten Anzeichen von Oxidation. Das konnte man mit einem Q-Tip und etwas Brennspiritus gut reinigen. Würde sich die Oxidation im Inneren fortsetzen?
Nach dem Einschalten zunächst die Ernüchterung:
Die Tasten auf der rechten Geräteseite funktionieren irgendwie nicht zuverlässig. Der Frequenzwähler und das Kanal-Wahlrad sind mürrisch. Entweder bewegt sich die Arbeitsfrequenz in die falsche Richtung oder springt willkürlich hin und her, wenn man die beiden Drehregler verwendet. Vermutlich sind die Drehgeber verschlissen oder verdreckt. Der Benutzung des Funkgerät tut das erst mal keinen Abbruch. Die Frequenz lässt sich auch über die Tasten am Mikrofon oder am Funkgerät selbst einstellen.
Ich baute das Gerät einmal auseinander. Nach dem Entfernen des Gehäuses konnte ich die Frontklappe herunter klappen und mir die Innereien des Funkgeräts anschauen.
Ich stellte fest: Keine Oxidation auf den Platinen. Allerdings ist leider kein FTS-8-Modul verbaut welches CTCSS-Töne von 67Hz bis 250,3 Hz codieren und decodieren kann. Egal, dafür kann man ein entsprechendes Modul nachrüsten: https://shop.elcon.ch/ctcss-de-encoder/ctcss-encoder-yaesu-fts-8-ersatz.htm
Spannend ist allerdings, dass man die CTCSS-Töne trotz des fehlenden Moduls im Tone-Menü nach Drücken der Taste T.Set einstellen kann.
Ferner stellte sich heraus, dass weder Keyer, noch CW-Filter verbaut waren. Das ist für mich verkraftbar.
Ich überprüfte alle Steckverbinder zu den Tasten an der Frontseite. Obwohl ich keine offensichtlich losen Kontakte finden konnte, funktionierten nach dem Zusammenbau danach wieder alle Tasten an der Front. Vielleicht hatte sich auf der Autofahrt aus Soltau irgendetwas gelöst.
Irgendwann muss ich mich nun einmal um die Drehregler kümmern. Vielleicht werde ich es erstmal mit Druckluft probieren und mir dann ggf. Hilfe für den Austausch der teilweise optischen Drehgeber holen.
Nach einem ersten Test auf der OV-Frequenz mit DO5SST und DH2CT konnte ich sicher sagen, dass das Gerät auf 2m und 70cm sauber und mit gutem Audio sendete. Im ersten Versuch, mit meiner kleinen Mobilantenne war ich allerdings auf 70cm etwas taub. Mal sehen ob sich das mit Anschluss an die Diamond X5000 ändert.
Reparatur des VFO-Drehreglers (Optical Encoder)
Das große VFO- Drehrad sitzt in einem optischen Encoder. Also hier kein Kontaktspray verwenden!
Ich habe zunächst das Gehäuse geöffnet und das Gummiband vom Knopf auf der Frontplatte entfernt. Dann kann man darunter eine Madenschraube lösen, um den Knopf von der Frontplatte zu entfernen. Es kommt an der Vorderseite eine Mutter zum Vorschein , die man löst um den Drehgeber herausnehmen zu können. Der Drehregler wird nur von dieser Mutter an der Front gehalten.
Danach habe ich die „Draufhauen“-Methode ausprobiert. Ich habe den Geber mit der Rückseite eines Schraubenziehers ziemlich misshandelt. Ich konnte es nicht glauben. Aber das Verhalten des Knopfes wurde danach besser. Besser, aber nicht gut genug, also machte ich weiter:
Ich klappte die Frontplatte herunter und entfernte den kompletten Geber und öffnete den Geber, indem ich die vier Schrauben löste (eine davon wollte sich nicht lösen lassen, so dass ich sie aufbohren musste – 3 Schrauben sollten ohnehin ausreichen).
Öffnen des Gebergehäuse nur sehr vorsichtig: Darin befindet sich ein Geberrad, das zwischen der optischen Einheit sitzt. Wir öffnen das Gehäuse, indem wir die Rückplatte seitlich aus dem Gehäuse ziehen. Sonst beschädigen wir das Rad.
Jetzt ist es Zeit für Druckluft aus der Dose. Sowohl die optische Einheit als auch das optische Rad wurden gut durchgeblasen. Ich habe dann etwas Glasreiniger auf einem Wattestäbchen verteilt und sowohl das Rad von beiden Seiten als auch die optische Einheit von innen gereinigt.
Um Baumwollreste zu entfernen -> noch einmal ein guter Luftstoß mit Pressluft.
In dem Gehäuse sind ein paar Schmiermittel verarbeitet, vielleicht haben sich da Dämpfe gebildet, die sich auf dem Rad abgesetzt haben. Außerdem ist mir aufgefallen, dass etwas von dem schwarzen Schmiermittel an der Achse heruntergelaufen war, also habe ich auch das gesäubert. Könnte sein, dass sich das irgendwie in der optischen Einheit widergespiegelt hat.
Das Verhalten des Drehknopfes hat sich um 95% verbessert. Manchmal überspringt er immer noch eine Zahl, aber jetzt kann ich ihn benutzen, um den VFO nach unten und oben zu drehen <- war vorher nicht möglich. Ich kann mit dem Drehknopf problemlos eine Frequenz einstellen, auch wenn er manchmal eine Zahl nach dem Komma überspringt.
Ich werde sehen, ob die Reparatur von Dauer ist. Wenn nicht, werde ich den Geber durch einen anderen Geber einer Drittmarke ersetzen müssen, also Memo an mich selbst:
NIDEC-COPAL Elektronik – Erfordert Verlängerung der Welle
Schaftdurchmesser: 6mm, Wellenlänge: 22mm
RMS20-256-201-1 256 Stufen
RMS20-250-201-1 250 Stufen
Alternativ
Bournes Pro Audio – Erfordert Ausweitung des Knopfes
Schaft-Ø: 0.25-in, Schaftlänge: 0.875-in
ENS1J-B28-L00256L-ND 256 Schritte
Es gibt auch ein Video von einem Mann, der ein Kenwood-Teil verwendet:
https://www.youtube.com/watch?v=B8Vgzw5O0PY&t=637s
https://www.youtube.com/watch?v=AuzCllwK8E4
Unbekannte Modifikation durch den ehemaligen Besitzer
DB9XJ/SK, der OM dem dieses Funkgerät zuvor gehörte, war laut seiner Angehörigen Radio- und Fernsehtechniker. Man kann also davon ausgehen, dass Joachim wusste, was er tat. Auf der Geräterückseite befinden sich nachgerüstete Anschlüsse, deren Funktion ich bisher noch nicht ergründen konnte. Zum Lieferumfang des gebrauchten Funkgeräts gehörten außerdem zwei Bananenstecker.
Diese Modifikation muss ich mir noch einmal genauer anschauen. Ich vermute einen externen Lautsprecheranschluss oder eine externe/parallele PTT.